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Hindus.ZUR VOLKSKUNDE. XXXIX geistreichsten Gedankenfluge haarspaltende Spitzfindigkeit, lächer-
liche
Pedanterie und Sucht zu endlosem, albernem Gefasel; neben
künstlerischem Geschmack und ausgesprochenem Sinn für Erhaben-
heit
des Ausdrucks, für Schönheit und Feinheit der Form wilde,
zügellose Phantasie, die vor keiner Übertreibung und Maßlosigkeit
Halt macht; neben weicher, träumerischer Sentimentalität prak-
tische
, berechnende Lebensklugkeit[Lebensklugheit]. Bei diesen und anderen un-
ausgeglichenen
Gegensätzen glaubt man die Wirkungen der unheil-
vollen
Blutmischung zu spüren, der das Hindutum seine Entstehung
verdankt, einer Mischung des edlen Blutes der Arier, die in grauer
Vorzeit von Nordwesten in das Land kamen, mit dem Wildenblut
der barbarischen Ureinwohner. Die Psyche des Inders, wie des
Orientalen überhaupt, wird dem Europäer nie vollkommen verständ-
lich
werden. Man muß stets darauf gefaßt sein, daß die aus den
Zeiten der Wildheit vererbten Instinkte wieder hervorbrechen.
Zuweilen geschieht das, wo es am wenigsten zu erwarten wäre. Der
Verfasser dieser Einleitung machte unlängst die Bekanntschaft
eines europäisch gebildeten Inders, der mit allen Vorurteilen des
Hindutums gebrochen hatte und in politischer Hinsicht den radi-
kalsten
Anschauungen huldigte. Das erste, was dieser Mann nach
der von ihm erhofften Beseitigung der englischen Herrschaft in
seinem Heimatlande wieder eingeführt zu sehen wünschte, war
die Witwenverbrennung.

Die Tracht der Inder ist außerordentlich abwechslungsreich
und unterliegt nicht der Herrschaft der Mode. Die Männer der
niedersten Klassen tragen nur einen grauen Schurz um die Lenden,
während die besser situierten sich malerisch in allen möglichen
Farben kleiden. Auf dem Kopf tragen sie gewöhnlich einen kunst-
voll
geflochtenen, meist weißen oder roten, aber auch gelben, grünen
oder andersfarbigen Turban; daneben sieht man kleine gestickte
Kappen ohne Schirm und Rand, und bei den Aufwärtern, die den
Tisch des Europäers bedienen, Kopfbedeckungen in der Form eines
umgekehrten Suppentellers. Der Oberkörper wird mit einem toga-
ähnlichen
Gewand umhüllt, das in geschmackvollem Faltenwurf bis
auf die Knie hinabfällt, häufig aber auch mit bis an den Hals ge-
schlossenen
Jacken. An den Füßen werden Schnabelschuhe getragen,
zuweilen darunter kurze Strümpfe; der untere Teil der Beine aber
bleibt aber auch in kälteren Gegenden und im Winter unbedeckt.
Nur die Mohammedaner tragen durchweg eng anliegende Hosen.
Die weibliche Kleidung besteht gewöhnlich nur aus zwei Teilen,
einem den Oberkörper bis unter die Brust bedeckenden, eng an-
schließenden
Jäckchen mit kurzen engen Ärmeln, das häufig keine
Rückenteile hat, und einem großen Tuch (sârî), das um den ganzen
Körper geschlungen, zuweilen auch über den Kopf gezogen wird.
Dazu aber pflegt jede indische Frau, die nicht verwitwet ist, so
viele Schmucksachen anzulegen, wie ihre Verhältnisse erlauben. Sie